Prinzipiell richtet sich eine gesunde und ausgewogene Ernährung bei Frauen in der Schwangerschaft nach denselben Regeln wie bei Frauen, die nicht schwanger sind. Jedoch gibt es einige Lebensmittel, auf die schwangere Frauen verzichten sollten, um das Ungeborene nicht zu gefährden. Die Annahme, dass während einer Schwangerschaft für zwei gegessen werden muss, ist nicht richtig. Für das Ungeborene sind vor allem bestimmte Nährstoffe wichtig, die während der Schwangerschaft vermehrt aufgenommen werden sollten. Der Energiebedarf steigt aber nur in einem sehr geringen Maße.
Um die Risiken für sich selbst und das Ungeborene zu minimieren, kann eine einfache Formel für die Ernährung während der Schwangerschaft hilfreich sein. Zunächst einmal gilt: Bis Mitte der Schwangerschaft, also etwa der 20. Schwangerschaftswoche, ist der Energiebedarf einer Schwangeren nicht erhöht. Danach lässt sich der Bedarf an täglicher Kalorienzufuhr folgendermaßen berechnen:
(Körpergröße der Frau in Zentimetern – 100) x 30 kcal = Energiebedarf am Tag
Für eine 1,70 m große Frau bedeutet dies: (170 – 100) x 30 = 2.100 Kilokalorien Tagesbedarf, bestehend aus 50 Prozent komplexen Kohlenhydraten (z. B. Vollkornprodukte, ballaststoffhaltige Nahrungsmittel), maximal 35 Prozent Fett und 15 Prozent Eiweiß.
Während der Schwangerschaft sind einige Mineralstoffe und Vitamine besonders förderlich für die gesunde Entwicklung des Kindes. Grundsätzlich gilt: Alle benötigten Nährstoffe während der Schwangerschaft können über die Ernährung zugeführt werden. Bei einigen ist es allerdings schwieriger als bei anderen, den benötigten Tagesbedarf zu decken.
Zu nennen ist hier an erster Stelle Folsäure. Folsäure ist ein B-Vitamin, das natürlicherweise in Backwaren, Vollkornmehl, Weizenkeimen, Sojabohnen, Tomaten und Kohl vorkommt. Eine Unterversorgung mit Folsäure kann das Risiko für Fehlbildungen während der Entwicklungsphase des Babys erhöhen. Gynäkologen empfehlen deshalb häufig bereits Frauen mit Kinderwunsch, täglich 0,4 Milligramm Folsäure ergänzend zur gesunden Ernährung einzunehmen. Diese Folsäure-Prophylaxe sollte bis zum Ende des ersten Trimesters der Schwangerschaft fortgeführt werden.
Ein Mineralstoff, der besonders in der Schwangerschaft benötigt wird ist Eisen. Lebensmittel wie z. B. Brokkoli, Grünkohl und Spinat oder mageres Fleisch und Vollkornprodukte enthalten einen hohen Wert des Minerals. Eine Unterversorgung erhöht die Anfälligkeit für Infektionen während der Schwangerschaft und kann für Müdigkeit und Trägheit sorgen. Darüber hinaus kann Jodmangel bei schwangeren Frauen zu Entwicklungsstörungen des Kindes führen. Sowohl der Folsäure-, Eisen- als auch Jodwert im Blut der Frau wird während der Vorsorgeuntersuchungen kontrolliert und gegebenenfalls als therapeutische Maßnahme ein Nahrungsergänzungsmittel verordnet.
Dass Alkohol, Drogen und Zigaretten während der Schwangerschaft gemieden werden sollten, versteht sich von selbst. Es gibt allerdings auch einige Lebensmittel, auf die möglichst verzichtet werden sollte, weil sie das Risiko von Fehlentwicklungen des Kindes erhöhen können. Dazu gehören beispielsweise:
Diese Lebensmittel können den sogenannten Toxoplasmose-Erreger enthalten, der das Gehirn des Ungeborenen schädigen könnte. Fleisch sollte stets ausreichend gebraten oder gegart worden sein.
Weiterhin sind auch Rohmilchprodukte (Gorgonzola, Feta, Brie, Camembert usw.), Sauermilchkäse wie z. B. Harzer Rolle, und nicht-pasteurisierte, frische Milch zu vermeiden, weil diese Listeriose-Bakterien enthalten könnten. Auch diese Bakterien könnten zu einer Hirnschädigung des Kindes führen. Käsesorten aus pasteurisierter Milch wie z. B. Gouda oder Edamer sind dagegen meist unbedenklich. Auch aus Rohmilch hergestellter Hartkäse kann verzehrt werden.
Um einer Infektion mit Salmonellen vorzubeugen, sollte bei der Ernährung auf rohe Eier, rohen Fisch und rohe Meeresfrüchte verzichtet werden. Fisch sollte vor dem Verzehr grundsätzlich ausreichend erhitzt werden. Eine Salmonellen-Infektion hat meist keine direkten Auswirkungen auf das Kind, kann aber bei einem schweren Verlauf zu Komplikationen in der Schwangerschaft führen.
Während der Schwangerschaft ist es wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, mindestens zwei Liter täglich. Wasser und ungesüßte Früchte- und Kräutertees sind dabei gesüßten Limonaden vorzuziehen. Generell sollte der Verzehr chinin- und koffeinhaltiger Getränke, insbesondere Cola und Kaffee, möglichst vermieden werden. Empfehlenswert sind z. B. Butter- und Magermilch, die einen zusätzlichen Anteil an Kalzium liefern können.
Sabrina Mandel